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Ein Musiker, der auch mit leichter Hand Aquarelle malt

Vernissage zur Ausstellung von Erwin Sager, Bühler, im Alters- und Pflegeheim Wohnen am Rotbach

Dieser Artikel erschien am 16.11.2023 im Tagblatt

Es war eine gut besuchte Vernissage am Freitagabend: Der pensionierte Lehrer aus Bühler, Erwin Sager, vor allem bekannt als Musiker im Appenzellerland, zeigt einen Querschnitt aus seinem Aquarellschaffen. Die Bilder sind käuflich, ungewöhnlich für den Künstler.

Claudia Hutter

Auf zwei Stockwerken des Alters- und Pflegeheim Wohnen am Rotbach sind bis im April kommenden Jahres 46 Exponate aus dem breiten Schaffen des einheimischen Musikers und Malers Erwin Sager zu sehen. Die Vernissage am Freitagabend war sehr gut besucht. Auch einige Bewohnerinnen des Hauses, in Anwesenheit von Heimleiter Jürg Spitz und seiner Stellvertreterin Silvia Früh, liessen es sich nicht nehmen, der Laudatio von Gemeindepräsident Jürg Engler zuzuhören. Dieser wusste viel über den pensionierten Lehrer, der in Herisau aufwuchs und 1969 für seine Liebe nach Bühler zog, zu erzählen.

Blieb Bühler treu

Erwin Sager ist vielen als Musiker bekannt, der sich mit Leidenschaft der klassischen und der Volksmusik widmete. Vor allem kennt man ihn als jenen, der akribisch hunderte von Naturjodelmelodien sammelte und aufzeichnete. Weniger ist sein malerisches Schaffen einem breiten Publikum bekannt, obschon man Erwin Sager immer wieder mal mit seinen Utensilien, die alle in einem Rucksack Platz finden, im und um das Dorf beobachten konnte. «Erwin Sager passt wunderbar zu uns», sagte Gemeindepräsident Engler freudig. Dabei war eine Erleichterung aus seiner Stimme zu hören. Denn Erwin Sager hat nicht nur die Liebe in der Frau seines Lebens in Bühler gefunden, er blieb der Gemeinde bis heute treu.

Fotoalben, gemalt nicht geknipst

Ungewöhnlich für den Maler war es, den Bildern, alle sind sie eingerahmt, einen Preis zu verpassen. «Früher habe ich einfach mal das eine oder andere Blatt verschenkt», lachte der Künstler augenzwinkernd. Sein umfassendes Werk lagert stapelweise bei ihm zuhause. Die Exponate an der Ausstellung sind nur ein minimaler Teil seines Schaffens. Erstaunlich: Er braucht mit einer Stunde im Durschnitt nicht lange, um ein Bild anzufertigen. Er betrachtet seine Werke eher als Fotoerinnerungen in gemalter Form. «Andere haben Fotoalben, ich Bilder», bringt er es auf den Punkt. Nicht sicher ist er sich, was mal aus seinem grossen Nachlass wird. Er wies humorvoll daraufhin, dass Fotoalben öfters das Schicksal erschleiche, dereinst entsorgt zu werden. Doch das dürfte kaum mit dem Nachlass von Erwin Sager geschehen.

Früher Förderer

Bereits fanden einige Exponate am Vernissageabend Reservationen durch Käufer. Es sind bescheidene Preise von 150 bis 300 Franken, welche der Bühlerer für seine Bilder verlangt. Er sagt über sich, dass er beides brauche, sowohl das Malen wie das Musizieren. Malen ist für ihn eher eine einsame Angelegenheit, obschon er dabei öfters in Begleitung ist. Im Muszieren hingegen erlebt er das Miteinander. Gemeindepräsident Engler bedankte sich bei Erwin Sager, nicht nur dafür, dass er einen Querschnitt aus seinem Aquarell-Schaffen nun im Dorf ausstelle. Er lobte ihn vor allem für sein frühes Wirken als Förderer, denn er sah als Lehrer Talente in seinen Schülern und motivierte diese.

Grosses Werk, bescheidener Künstler

Die Ausstellung, welche am Freitagabend von Edy Langenegger, Bühler, mit dem Hackbrett musikalisch eröffnet und begleitet wurde, trägt den schlichten Titel Erinnerungen. Das nun öffentlich zu sehende Werk von Erwin Sager ist thematisch in die Sequenzen Burgund, Unterengadin, Nordfriesland/Nordeuropa, Provence, Val Müstair und Einheimisches unterteilt. Das zeigt: Dieser Künstler ist auch gerne reisend und gleichzeitig malend unterwegs. Jedes Exponat trägt einen Titel und ist in der Werkliste mit zwei knappen Sätzen beschrieben. Zu spüren ist, dass der Maler immer auch ein Chronist ist. Er bildet Momente ab, hält sie fest wie ein Fotograf und ordnet sie später in seine nicht vorhandenen Fotoalben ein. Es sind Erinnerungen, gefühlte Momente, kleine Ewigkeiten. Daran lässt dieser grosse und gleichzeitig als Mensch bescheidene Künstler sein Publikum im Haus Wohnen am Rotbach teilhaben. Auch die Bewohner des Hauses erfreuen sich an den leisen, wasserfarbenen Erzählungen in den langen Gängen zu ihren Zimmern.

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